Arthur Willner

Arthur Willner wurde 1881 in Turn bei Teplitz-Schönau in Böhmen geboren. Seine musikalische Ausbildung erhielt er als Student bei Carl Piutti und Carl Reinecke am Leipziger Konservatorium und bei Ludwig Thuille und Joseph Rheinberger am Münchener Konservatorium. Mit 23 Jahren wurde Willner stellvertretender Direktor des Stern' schen Konservatoriums in Berlin. Dort unterrichtete er über 20 Jahre lang als Professor für Komposition, Kontrapunkt, Musikgeschichte, Ästhetik. 1924 wechselte er nach Wien, wo er als Professor an der Wiener Volkshochschule und als Lehrer am Neuen Wiener Konservatorium tätig war. Gleichzeitig arbeitete er als Redakteur und Berater beim Wiener Musikverlag Universal Edition.

Kurz nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 flüchteten Willner und seine Frau nach Paris. Noch im gleichen Jahr wanderten sie nach England aus. Hier wurde Willner von Arthur Franklin, dem Direktor des Routledge & Co Verlags, nach Chartridge in Buckinghamshire eingeladen. Während seines Aufenthalts komponierte Willner das English Concerto for Chamber Orchestra (Op. 98). Er wurde ein guter Freund des englischen Musikers Ernest John Moeran. Mit seiner Frau zog Willner nach Kington, Herefordshire, wo sie im Gasthaus von Moeran unterkamen. Willner unterstützte den Haushalt, indem er Privatunterricht gab. Auch die australische Komponistin und Pianistin Anne Macky gehörte zu seinen Schülern. Im Jahre 1948 erkrankte Willner schwer und wurde bettlägerig. Er verstarb 1959 in Cricklewood/London.

Obwohl Willner über 250 Werke komponierte, sind diese heutzutage kaum bekannt. Von den sechs Symphonien, zahlreichen Konzerten, Orchesterwerken, Streichquartetten und -quintetten wurden viele nie veröffentlicht. Eine bekannte Ausnahme ist seine Orchesterbearbeitung von Bartóks Rumänischen Volkstänzen.

Das Leo Baeck Institut verfügt über eine umfangreiche Sammlung von Dokumenten zu Willner, seine Tagebücher, Briefe und Noten. Sie bietet interessante Einblicke in die jahrelange künstlerische Schaffensphase von Willner in Deutschland und England. Besonders seine Tagebücher und Briefe,zeigen eine sehr persönliche Seite von Willner als Künstler und Emigrant.

Lebensstationen:

Teplitz-Schönau - Leipzig - München - Wien - Paris - Chartridge, Buckinghamshire - Kington, Herefordshire - London

Videos :

Romanian Folk Dances, Sz. 56 (Arr. A. Willner for String Orchestra): V. Romanian Polka

Sonate for Solo Flute, Op. 34

Literaturhinweise :

Verdrängte Musik. Berliner Komponisten im Exil, hrsg. von Habakuk Traber und Elmar Weingarten, Berliner Festspiele GmbH, Berlin: Argon, 1987.

Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. International biographical dictionary of Central European emigrés 1933-1945, 3 Bde., hrsg. von Werner Röder und Herbert A. Strauss, München u. a.: Saur, 1980-1983.

Riemann-Musik-Lexikon, Ergänzungsbände, hrsg. von Carl Dahlhaus, Mainz u. a.: Schott, 1972-1975.

Riemann Musik-Lexikon, 3 Bde., hrsg. von Wilibald Gurlitt, Mainz: Schott, 1959-1967.

Raber, Christine. Willner, Arthur, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik, Personenteil, Bd. 17, hrsg. von Ludwig Finscher Kassel: Bärenreiter, 2007, Sp. 991-992.

Raab Hansen, Jutta. NS-verfolgte Musiker in England. Spuren deutscher und österreichischer Flüchtlinge in der britischen Musikkultur (= Musik im „Dritten Reich“ und im Exil, Bd. 1, hrsg. von Hanns-Werner Heister und Peter Petersen), phil. Diss. Universität Hamburg 1995, Hamburg: von Bockel, 1996.

Pass, Walter/Scheit, Gerhard/Svoboda, Wilhelm. Orpheus im Exil. Die Vertreibung der österreichischen Musik von 1938 bis 1945,Verein zur Förderung und Erforschung der antifaschistischen Literatur (Hrsg.)), Wien: Verlag für Gesellschaftskritik, 1995.

Erinnerungen von Otto Willner, Arthur’s Sohn: http://search.cjh.org:1701/beta:CJH_SCOPE:CJH_ALEPH000201861

Arthur Willner Kolektion: http://search.cjh.org:1701/beta:CJH_SCOPE:cjh_digitool431011


Bestände in weiteren Archiven :

Arnone, Francesca. Music in exile: Arthur Willner and Ary van Leeuwen In: Flutist Quarterly 40.2 (2015): 20+. Academic OneFile.